P.C. 119

Der Unterstand FT3 oder PC 119 war, anders als die Feldunterstände, Laufgräben und andere schnell errichteten Schützenstellungen ein kleiner Betonbunker, der selbst großkalibrigen Geschossen standhielt. Er lag von Juni bis Oktober 1916 genau im Schmelztiegel der dahinschwindenden Truppeneinheiten, wurde verloren und wiedergewonnen und diente seinen jeweiligen Besitzern gleichzeitig als Befehlsstelle sowie Zuflucht für die „Läufer“, die vor den Schüssen der gegnerischen MG-Nester Schutz suchten, bevor sie ihren gefährlichen Weg durch den Weinberghang  zum unterirdischen Schutzbunker „Quatre Cheminees“ (Vier Schornsteine) wieder aufnahmen. Er diente ebenfalls als Sanitätsstelle. Hier litten die oft schwer Verwundeten, die man unter dem unaufhörlichen Artilleriefeuer nicht abtransportieren konnte. Als Lieutenant Henri Libermann den Unterstand gegen Ende Juli, kurz nach der hart umkämpften Befreiung von den Deutschen, die ihn seit dem Angriff vom 23. Juni 1916 besetzt hatten, betrat, beschrieb er ihn mit folgenden Worten:

Dreißig Meter vor uns ragt ein zerhackter, schartiger und rissiger Steinhaufen aus der Erde: der PC119.(…) In seiner Umgebung sind hie und da Infanteristen mit Schaufeln und Hacken zugange: sie graben, bessern die Stellung aus, richten Verbindungen her. (…) Im Innern des PC119 geht es genauso geschäftig zu. Dieser große Betonbunker ist dem MF2 vergleichbar, jedoch nur halb so breit. (…) Er besteht aus zwei weiträumigen Sälen, die sich beide zum selben Korridor öffnen, und wird von einer dicken Schutzmauer umgeben, die unter dem Artilleriefeuer an ihren Ecken teilweise eingefallen ist. Ein schweres Geschoss hat im mittleren Teil der Mauer ein breites Loch gerissen.“

Vom direkt am Ausgang des Unterstands befindlichen Beobachtungsstand konnten die Hänge von Fleury, der Wald Bois Carré und das Gerätelager Thiaumont überwacht werden. Doch da der Unterstand der einzige Zufluchtsort inmitten des zerbombten Geländes und des zerfledderten Waldes war und außerdem völlig ungeschützt lag, wurde er meist zur Zielscheibe der "Maxim" –SMGs der auf dem Hügelzug Fleury postierten Stellungen, die die im Innern des Unterstandes kauernden Überlebenden und den Eingangskorridor zu treffen suchten.

Léon Baros, Arzt der damals 200 Meter von der Front gelegenen Artillerieeinheit Damploup (im Sektor Vaux-la Laufee), beschrieb die furchtbaren Leiden der dorthin geflohenen Männer:

In dieser geschlossenen Stahlbetonschanze, die eher einem Geröllhaufen ähnelt, (…) sitzen die Männer wie in einer Sardinenbüchse eingezwängt. Jeder Winkel dieses Verschlages ist besetzt: Kommandeure, Befehlsstäbe, Fernmelder, Pioniere, Läufer, Verbindungsmänner, Sanitäter (…). Durch alle Eingänge und Maueröffnungen quellen verwundete Landser herein, Männer mit von Entsetzen erstarrten Augen und von unmenschlichen Qualen verzogenen Gesichtern. Die wenigen Kubikzentimeter Luft, die in diesem Loch noch bleiben, sind erfüllt von den  grauenvollen Schreien und dem Stöhnen der schrecklich verstümmelten und in dieser Enge erstickenden Schwerverletzten.“

 Text vom Hinweisschild des Bunkers

 

   

 

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